Theorie
HIGH-M synthetisiert vier verschiedene Theorien zu einem neuen Analyse-System. Die einzelnen Theorien reagieren dabei auf jeweils verschiedene thematische Facetten, die notwendig sind, um Autonomie und Interaktion in der musiktherapeutischen Analyse angemessen und automatisiert zu analysieren.
Die Analyse basiert primär auf der Autonomy Microanalysis (IAP-AM) von Thomas Wosch, die sich wiederum auf die Improvisation Assessment Profiles (IAPs) von Kenneth E. Bruscia zurückberuft. Ihre Durchführung dauert zum momentanen Zeitpunkt noch mehrere Stunden, weswegen die Anwendung der IAP-AM im praktisch-klinischen Kontext nur schwer realisierbar ist, woraus die Notwendigkeit zur Automatisierung resultiert.
Die Grundlage einer solchen Automatisierung bietet die Music Therapy Toolbox (MTTB) von Olivier Lartillot. Das Music Information Retrieval (MIR) und Analyse Tool verarbeitet MIDI-Daten aus dyadischen Improvisations-Sessions und analysiert auf numerischer Basis den Verlauf verschiedener musikalischer Parameter von Seiten beider Improvisierenden. In der Synthese der IAP-AM und MTTB muss eine beidseitige Kompatibilität hergestellt werden, die sich einerseits aus der Formalisierung der IAP-AM zur datenbasierten Analyse und andererseits in der Anpassung der in MTTB enthaltenen Features besteht.
Um auf diese Notwendigkeiten einzugehen wird das Theoriemodell der Social Systems Game Theory (SGT) von Tom R. Burns herangezogen, das nicht nur die besondere Interaktionssituation der musiktherapeutischen Improvisation modelliert, sondern ebenfalls als Framework fungiert, um die Methodik IAP-AM zu formalisieren und deren Ergebnisse zu differenzieren.