Neue Lehrformate zur Ausbildung von Sozialarbeitenden in Krisenkontexten
Die internationale Soziale Arbeit steht vor komplexen Herausforderungen, die einerseits durch Armut, Ungleichheit, Krisen, Gewalt und Vertreibung geprägt sind und andererseits durch die Notwendigkeit, zwischen kulturell unterschiedlichen Kommunikationsparadigmen, Weltbildern und Werten zu vermitteln. Dies führt zu einer enormen Belastung, die leicht zu Überforderung, Überlastung und Burnout führen kann. Um Resilienz und Selbstfürsorge unter Sozialarbeitenden zu stärken, wurde das Lehrformat: Mindfulness-Based Intercultural Resilience Training (MBICRT) entwickelt. Es integriert in einem salutogenetischen Ansatz den evidenzbasierten Trainingsplan des MBSR. Um jedoch dem interkulturellen Setting vollständig gerecht zu werden, wurden diese Module mit Methoden aus der Migrationspädagogik, der Friedenspädagogik sowie mit Embodiment-Techniken aus dem interaktiven Theater ergänzt. Ziel war es, Metakognition, Stressbewältigungsfähigkeiten sowie emotionale Intelligenz und interkulturelles Verständnis durch einen "elicitiven" und "emergenten" Lehransatz zu stärken. Dieses Lehrformat wurde zunächst wie üblich evaluiert und anschließend in einer Pilotstudie mit Skalen weiter untersucht. Alle drei Skalen wurden ebenfalls in diesem interkulturellen Kontext getestet, was für diesen Kurs zentral war, da er aus Menschen mit sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bestand. MBICRT ist somit ein erfahrungsbasiertes interkulturelles Resilienztraining, das theoretische Grundlagen mit praktischen Übungen in Achtsamkeit, emotionaler Intelligenz und verkörpertem Selbstbewusstsein verbindet und Fachkräfte dazu befähigt, mit Klarheit, Mitgefühl und Verantwortung in interkulturellen Kontexten zu handeln.


Resilienz, Empowerment und kollektives Wohlbefinden (Dezember 2024)
Zwischen dem 05. und 11. Dezember 2024 fand eine MBICRT Training in Würzburg, Deutschland, statt. Im Rahmen einer ThRIvE Mobilität reisten fünf Studierende aus dem Libanon und zwei Begleitpersonen nach Deutschland. Zudem nahmen zwanzig Masterstudierende des Studiengangs International Social Work with Refugees and Migrants der THWS an der Mobilität teil. Der thematische Schwerpunkt lag auf Resilienz, Empowerment und kollektivem Wohlbefinden. Die internationale Zusammensetzung der Gruppe ermöglichte einen besonders vielfältigen Erfahrungsaustausch. Dadurch konnten unterschiedliche kulturelle Perspektiven in die Diskussionen einfließen.
Die Mobilität umfasste die folgenden Workshops:
- Dragon Dreaming
- Welcome with Music
- Deep Democracy
- Embodying Vision and Living Library
Die Studierenden präsentierten ihre Zukunftsvisionen als Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter und nahmen an embodied envisioning sowie an Achtsamkeitsübungen (MBSR) in einem interkulturellen und internationalen Kontext teil. Außerdem machten die Teilnehmenden eine Migrationsstadtführung, bei der Würzburg durch die Linse der Migration erkundet wurde. Nach den Workshops und am letzten Tag der Mobilität nahmen die Studierenden an kulturellem Austausch teil.
Die Mobilität war Teil der Mindfulness-Based Intercultural Resilience Trainings (MBICRT), die von der THWS, MUBS und GJU durchgeführt wurden. Der MBICRT-Kurs bot den Teilnehmenden eine Reihe von Achtsamkeits- und Selbstfürsorgepraktiken, die speziell für interkulturelle Kontexte entwickelt wurden. Diese Praktiken sollen Sozialarbeitende dazu befähigen, ihre Selbstfürsorge zu priorisieren und selbstverantwortlich zu handeln, indem sie ihre eigenen Bedürfnisse anerkennen, insbesondere in Krisensituationen.
Die Teilnehmenden der Mobilität erhielten eine theoretische Grundlage und praktizierten regelmäßig Achtsamkeitsübungen durch erfahrungsbasiertes Lernen. Darüber hinaus lernten und übten sie neue Methoden für nachhaltige Projektplanung und Konfliktlösung.



Achtsamkeitsbasiertes Interkulturelles Kommunikations- und Resilienztraining - 2023 &2024
Das Mindfulness-Based Intercultural Resilience Training (MBICRT) wurde im Rahmen des ThRIvE Projekts 2023 und 2024 für Sozialarbeitsstudierende der THWS, MUBS und GJU durchgeführt. Die MBICRT-Trainings bauen auf den erfahrungsbasierten Seminaren auf, die zuvor im Rahmen des AttiMa Projekts ab 2021 durchgeführt wurden.
In einer Reihe von Präsenztreffen sowie auch Online-Veranstalungen wurden die Teilnehmenden in Achtsamkeits- und Selbstfürsorge-Theorien und -Praktiken eingeführt, die für den interkulturellen Kontext geeignet sind, um die Selbstfürsorgepraxis von Sozialarbeitenden zu stärken und durch die Anerkennung ihrer eigenen Bedürfnisse selbstverantwortlich zu handeln.
Die Online-Sitzungen führten die Teilnehmenden in eine Vielzahl von Themen ein, darunter Achtsamkeit als Instrument zum Umgang mit kulturellen Unterschieden, Resilienz in muslimischen Communities und ethische Entscheidungsfindung in interkultureller Sozialer Arbeit. Teil des Trainings war aber auch die Einführung in das salutogenetische Modell als kultursensibler Ansatz zur Gesundheitsförderung, evidenzbasiertem Wissen sowie verschiedene praktische Methoden zu Achtsamkeit und Stressmanagement. Diese wurden in zahlreichen Übungen auch praktisch umgesetzt.
Im Winter 2023 fanden im Anschluss an die Online-Reihe mit Veranstaltungen von Prof. Dr. Hannah Reich (THWS, Deutschland), Prof. Dr. Nada Eltaiba (GJU, Jordanien) und Dr. Lena Bahou (Libanon) Präsenzworkshops an der THWS, GJU und der MUBS statt. In Jordanien leitete Trainerin Rola El-Annan zwei intensive Einheiten für Studierende der Sozialen Arbeit sowie Teilnehmende aus dem Zaatari-Camp. Der Fokus lag dabei auf Achtsamkeit, emotionalem Selbstbewusstsein und praktischen Strategien der Selbstfürsorge. Im Libanon nahmen Studierende der MUBS an einem ganztägigen Training von Rola El-Annan teil, das Gruppenübungen mit individueller Supervision verband.
Im Herbst 2024 wurden die online Veranstaltungen des MBICRT Programms von Prof. Dr. Hannah Reich (THWS, Deutschland), Prof. Dr. Nada Eltaiba (GJU, Jordanien) und Amal Hawari (MUBS, Libanon) durchgeführt. Präsenzworkshops in Jordanien und Deutschland rundeten das Training ab und brachte Studierende sowie Fachkräfte der Sozialen Arbeit zusammen, um Resilienz und Selbstfürsorge in interkulturellen Kontexten zu stärken. Aufgrund des Ausbruchs eines Krieges im Libanon konnte im Jahr 2024 dort keine Präsenzveranstaltung stattfinden. Stattdessen wurde ein neues Format entwickelt, das die Bedürfnisse der libanesischen Teilnehmenden berücksichtigte und im Dezember 2024 in Deutschland umgesetzt wurde: Resilienz, Emopwerment and kollektives Wohlbefinden.
Über alle Formate hinweg standen Empowerment, Selbstmitgefühl und der Aufbau von Resilienz im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden erhielten konkrete Werkzeuge, um ihr berufliches wie persönliches Wohlbefinden nachhaltig zu stärken.


